
Grenadierzug
Der Grenadierzug Jüchen ist der zweitälteste durchgehend bestehende Schützenzug des Jüchener Regimentes. Im Jahr 1925 wurde er gegründet und bis zum heutigen Tag von insgesamt 7 Zugführern befehligt. Franz Goeres hielt dieses Amt ganze 35 Jahre inne. Aufgrund der hohen Mitgliederzahl gründete sich nach dem zweiten Weltkrieg innerhalb der Gruppe ein zweiter Zug, der parallel durch Friedrich Kranz geführt wurde. 1959 legten beide Verantwortlichen ihr Amt nieder und übergaben an Hubert Klinkhammer. Ihm folgten Peter Schüller, Toni Kirchrath und Hans Salmann. Der Siebte in der Reihe ist Philipp Schiffer, der seit 2000 in dieser Funktion aktiv ist.
In der Geschichte des Grenadierzuges fanden sich immer wieder Mitglieder, welche verantwortungsvolle Aufgaben übernommen haben. Seien es Vorstandsposten bis hin zum Vereinspräsidenten oder die höchste Würde, die des Königs. Dr. med. Everhard Gaul, Heinrich Lindt, Franz Goeres, Friedrich Kranz, Josef Gertzen, Johannes Horn und Jakob Krall sind Namen, die nicht nur durch ihre Vorstandsarbeit in Erinnerung bleiben werden. Ein Name soll hier aber besonders hervorgehoben werden. Hubert Klinkhammer bekleidete das Amt des Präsidenten für beachtliche 25 Jahre und wurde nach seiner Amtszeit zu Recht mit der Rolle des Ehrenpräsidenten bekleidet. Die Königswürde durften zwischen 1925 und 1990 ganze 19 Grenadiere übernehmen. Über diesen Einsatz hinaus waren die Grenadiere maßgeblich daran beteiligt, Vereinsveranstaltungen wie die Seniorenfeier mitzuorganisieren. Bei den regelmäßig stattfindenden Zugversammlungen im Vereinslokal „Peterklause“ wurden Geselligkeit und die Pflege alten Liedgutes großgeschrieben. Hieraus resultierte auch der aktive Einsatz des Zuges beim offenen Volkslied-Singen des BSHV. Der Tradition ihrer Vorgänger folgend, nehmen die Zugmitglieder auch heute noch regelmäßig an den Schießveranstaltungen des BSHV teil und haben bereits einige Erfolge verzeichnen können, zuletzt den zweiten Platz und den besten Einzelschützen beim Pokalschießen 2025.
Das Engagement und die Leidenschaft des Grenadierzuges führten unweigerlich dazu, dass er viele Mitglieder anzog und lange zu den mannstärksten Gruppen des Regimentes gehörte. Dass dieser Zug irgendwann einmal Probleme mit dem eigenen Nachwuchs bekommen sollte, war eigentlich unvorstellbar. Dennoch wurde das Wachstum in den 1990er Jahren jäh gebremst. Durch den persönlichen Einsatz von Werner Rust fand sich 1999 ein junger Freundeskreis, der noch nicht mit den Abläufen der Schützentradition vertraut war. Diese Gruppe wurde unter Obhut des „alten“ Grenadierzuges zu den Junggrenadieren und zog zum Schützenfest 2000 das erst mal mit. Die beiden Züge führten jeweils ein eigenes Zugleben. Die gegenseitige Verbundenheit wurde dennoch mit zahlreichen Veranstaltungen untermauert, an die wir sehr gerne zurückdenken. Es wurden jährlich ein gemeinsames Haxenessen sowie eine gemeinsame Weihnachtsfeier veranstaltet. Auch auf der Straße ergab sich ein harmonisches Bild, wenn die Grenadiere und Junggrenadiere gemeinsam den Festumzug und die Paraden begingen.
Nach 10 gemeinsamen Schützenfesten waren die Junggrenadiere nicht mehr wirklich jung und die “Alten” Grenadiere nicht mehr so gut zu Fuß, so dass der Generationenwechsel vollzogen wurde. Die ehemaligen Junggrenadiere konnten mit respektvollem Blick auf die Geschichte des Zuges beginnen, diese mit ihrer eigenen Geschichte fortzuführen. Als letztes Mitglied der “Alten” blieb Hans-Kurt Lenz als aktiver Schütze noch knapp 10 Jahre dem Zug erhalten. 2015 wurde dann das 90-jährige Jubiläum unter Schirmherrschaft von Jürgen Neuhs in der Gaststätte „Pömpchen“ gefeiert. Zu diesem Anlass ließ man es sich nicht nehmen, den ehemaligen Zugführer und wichtigen Mentor Hans Salmann zum Ehrenzugführer zu ernennen.
Das heutige Erscheinungsbild der Grenadiere, welches einigen als Zauberer und den meisten als Pinguin in den Reihen des BSHV bekannt ist, verdanken sie den seit 2003 getragenen Uniformen: Frack, Zylinder und Kummerbund. Jährlich freut sich der Grenadierzug, alle Regimentsmitglieder bei der Friedhofskollekte persönlich begrüßen zu dürfen. Somit sind sie in gewisser Weise mit die ersten, aufgrund ihres ausschweifenden Feiergeistes aber auch meist die letzten, die man auf dem Schützenfest antreffen kann. Legendär sind hierbei die After-Zelt-Parties, welche regelmäßig in den verschiedenen Zugkönigsresidenzen auf die Beine gestellt wurden, inklusive gern gesehener Gäste querbeet aus dem gesamten Regiment. Neben den üblichen Versammlungen und Zugfeiern, ist der Grenadierzug auch gerne auf diversen Nachbarschützenfesten als Gastzug dabei und hat es sogar schon bis nach Herrenshoff geschafft. Das zweite Highlight des Jahres sind die jährlichen Zugausflüge. Meist treibt es die Pinguine in Städte Ost- und Südeuropas, wo sie das Jüchener Brauchtum im kulturellen Austausch verbreiten.
Bei all diesem Spaß, den man sich selbst gönnt, darf aber nicht vergessen werden, dass die Gesamtheit des BSHV zählt und sich die Grenadiere auch dafür einsetzen. So pflegten sie Jahrzehntelang die Grillhütte und die Außenflächen und waren für die Vermietung zuständig. Nach Zustimmung der Regimentsführung konnte die Idee des Grenadierzuges, dem Königshaus Jagdfeld trotz des wegen Corona abgesagten Schützenfestes dennoch die Ehre zu erweisen, umgesetzt werden. Die Traktoren- und Motorradparade war eine willkommene Ablenkung während der Pandemie und ein Highlight, über das sicher noch lange gesprochen wird. Während des Königsjahres von Heinz und Sandra Nützel ließen es sich die Grenadiere auch nicht nehmen dem Schützenkönigspaar zum Klompenzug ein Aufgebot des Tambourkorps für den Marsch zum Markt zu spendieren.
Der Grenadierzug braucht sich heute wieder keine Sorgen um den Nachwuchs machen. Mit aktuell 15 aktiven Schützen und schon einigen enthusiastischen kleinen Grenadieren, können Sie entspannt in die Zukunft blicken und das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen ihres Schützenzuges mit Freude und Zuversicht begehen.