Artillerie


Unter diesem Motto trafen sich im November 1924, wenige Jahre nach dem ersten Weltkrieg, sechs Jüchener Bürger und gründeten unseren Artilleriezug. Vielen Jüchenern dürften die Namen oder gar die Personen noch bekannt sein: Franz Faßbender, Jakob Büchen, Wilhelm Mostert, Heinz und Franz Schauten sowie August Hartmann sind als Gründungsmitglieder der „Artillerie Jüchen 1924“ verbrieft. Das Gründungsfest wurde am Silvesterabend 1924 gefeiert und Heinz Faßbender zum 1. Batterieführer der neu gegründeten Artillerie gewählt. 
Der erste öffentliche Auftritt erfolgte am Fastnachtsmontag, welcher mit einer Fahrt im Ochsenfuhrwerk durch den Ort vollzogen wurde. Im Jahr 1925 wurde dann der Beschluss zur Anschaffung einer Standarte gefasst. Der Entwurf hierzu stammt von Lehrer Faulbaum und die Umsetzung wurde durch Frl. Maria Lennarz in mühevoller Handarbeit ausgeführt. Die Weihe der Standarte konnte dann am 6. Dezember 1925 im Saal der Gaststätte Mostert gebührend gefeiert werden. Um das Bild eines Artilleriezuges vollständig machen zu können, fehlte jedoch noch eine Kanone. In der Schmiede des Offiziers Wirtz konnte dann kurze Zeit später die „Dicke Berta“ fertiggestellt werden. Am Schützenfestsonntag des Jahres 1926 versammelte sich dann das gesamte Regiment auf dem Marktplatz in Jüchen um der Weihe der „Dicken Berta" beiwohnen zu können. Aufgrund noch ausstehender Beschusstauglichkeit konnte in diesem Jahr kein Beschuss erfolgen und man hörte von vielen Leuten „Schad dat se net geknallt hant!“. Der Beschuss wurde jedoch im folgenden Jahr erfolgreich nachgeholt.
Bedingt durch den zweiten Weltkrieg und die Einschränkungen in den ersten Jahren der Nachkriegszeit, musste die Vereinstätigkeit von 1939 bis ins Jahr 1950 zwangsweise ruhen. Auch die „Dicke Berta“ hat die Jahre leider nicht überdauert, denn während des Krieges wurde das gute Stück beschlagnahmt und das Eisen der Rüstungsindustrie zugeführt. Nachdem sich um 1950 das Leben in Deutschland wieder etwas normalisiert hatte, entschlossen sich die damaligen Kameraden zum Bau einer neuen Kanone, obwohl Eisen in jener Zeit knapp und teuer war. Zum Schützenfest 1951 konnte dann die „Dicke Berta II" offiziell zum Beschuss vorgestellt werden.
Auch die Uniformen unterlagen dem Wandel der Zeit. Zu den Gründertagen trug man noch die blaue Artillerie-Uniform der Kaiserzeit. In der Nachkriegszeit wurde dann eine eigene, grüne Uniform angeschafft, die bis ins Jahr 1991 getragen wurden. Heute tragen wir als Artilleristen wieder mit Stolz die originalgetreue, blaue Artillerie-Uniform, wie sie unsere Gründerväter trugen. Leider waren in den letzten Jahrzehnten auch viele Gaststätten von einer Schließung oder Geschäftsaufgabe betroffen, was die Anzahl an möglichen Vereinslokalen bis heute noch stark limitiert. Die Gaststätte „Zur Post“ war bis 1990 das Wachlokal der Artillerie und wurde vom Gründungsmitgliedes Josef Mostert geführt. Hier haben einige „Wilde“ Versammlungen stattgefunden und nicht selten wurde dort der Ausklang eines Schützenfesttages zelebriert. Aufgrund der Schließung wechselte man dann in die Gaststätte von Heinz Wirtz, der allen besser unter dem Namen „Pömpches Hein“ bekannt sein dürfte. Heute befindet sich unser Wachlokal im „Haus Caspers“, wo wir alle 2 Monate bei einem gemütlichen Bier unsere Versammlung abhalten und alles planen und organisieren, was zu einem geordnetem Vereinsleben dazugehört. Der Zusammenhalt in all den Jahren ist nicht nur in der guten Kameradschaft oder der Gemeinschaft im BSHV begründet, sondern auch auf den sehr guten Rückhalt der gesamten Artilleriefamilie zurückzuführen. Die Frauen der Artilleristen unterstützen in allen Belangen und tragen mit großem Engagement zur Ausgestaltung aller Aktivitäten und Veranstaltungen bei. So hat sich über die Jahre auch bei unseren Frauen eine nette Gemeinschaft gebildet, um das „ein oder andere“ gemeinsam zu unternehmen. Im Jahre 2016 wurde dann der Barbarapokal aus der Taufe gehoben. Hierbei treffen sich unsere Frauen auf dem Schießstand des BSHV, um den Pokal der Schutzpatronin der Artilleristen auszuschießen. Die beste Schützin des Abends wird dann auf unserer jährlichen Barbarafeier, im Beisein der gesamten Artillerie zur „Barbara“ gekürt und bekommt feierlich den Pokal übergeben. Das Engagement ist sehr hoch und das Schiessergebnis liegt nicht selten bei beachtlichen 60 Ringen. 

Auch einzelne Personen kamen und gingen, aber die Artillerie konnte immer mit einer guten Mannschaftsstärke aufwarten und war stehts im BSHV präsent und aktiv. Aufgrund der langen Tradition unseres Zuges sind unter anderem 13 Königspaare, ein Vize-Präsident und drei Kommandeure aus dem Artilleriezug hervorgegangen. 
 
Aber auch das Material musste über den langen Zeitraum gewartet, überholt und teilweise auch erneuert werden. Da unsere ehrwürdige Standarte aus dem Jahr 1925, im Laufe von 61 Jahren schon sehr gelitten hatte, entschieden wir uns 1986 dazu, sie für die Nachwelt zu erhalten und eine neue Standarte nach dem Vorbild der ersten zu schaffen. Am 21. September 1986 konnte die neue Standarte in der katholischen Pfarrkirche St. Jakobus geweiht und anschließend bei einem zünftigen Frühschoppen auf dem „Bresser-Hof“ begossen werden. 
Auch haben, seit unserer Zuggründung, zahlreiche Zugkameraden durch ihre Tätigkeit sowohl im Vereinsvorstand, der Regimentsführung, wie auch durch die Übernahme der Königswürde hohe Verantwortungsbereitschaft für das Vereinsleben im BSHV gezeigt. So präsentierte der Zug aus Anlass des 80 jährigen Bestehens Klaus und Claudia Wawer als Schützenkönigspaar und im Jahr 2015 folgten dann Rolf und Birgit Erke als zwölftes und bestimmt nicht letztes Königspaar aus unseren Reihen.

Obwohl es wahrlich für uns nicht immer einfach ist, die Kosten für Pferdebeschaffung und Reittraining zu tragen, finden sich immer wieder Freunde und Gönner, die sich am Anblick unserer berittenen Artillerie erfreuen und denen an dieser Stelle unser ausdrücklicher Dank dafür gilt, dass das Interesse an unserem Zug nicht abreißt. Jedem Artilleristen ist es deshalb immer eine Ehre die beiden großen Festzüge zum Schützenfest durch Geschütz und Reiterei abzuschließen getreu dem Motto:

„Die Artillerie, das Beste kommt immer zum Schluss“

Der Artilleriezug ist stolz auf folgende Mitglieder in folgenden Funktionen: 

  • Hans-Josef Zoeller, genannt Juppi, Oberstleutnant und unser Batteriechef  
  • Dietmar Esser, Hauptmann und stellv. Batteriechef
  • Klaus Wawer, Generalmajor 
  • Manfred Mörkels, Hauptmann 
  • Rolf Erke, Mayor, Schatzmeister und Vizepräsident im BSHV
  • Bernd Dürselen, Oberleutnant, Reiter und Standartenführer 
  • Stephan Sonderkamp, Leutnant und Stangenreiter
  • Frank Schiffer, Unteroffizier und Reiter  
  • Jörg Baum, Unteroffizier und Schriftführer
  • Werner Schröter, Wachtmeister, Reiter und Geschützführer
  • Johannes Broich, Unteroffizier und Reiter
  • Hermann Aretz, Oberwachtmeister
  • Bodo Goldammer, Gefreiter
  • Sascha Klein, Kanonier und Reiter

Stand 11/2022